Die Rettung der Urdenbacher Kämpe
Die Urdenbacher Kämpe ist eine Kulturlandschaft. So, wie sie hier vor uns liegt, mit ihrem Mosaik aus Obstwiesen, Weiden, Ackerland und Brachflächen, ist sie ein Produkt der menschlichen Nutzung. Gerade durch diese feinabgestimmte Nutzung stellten sich die vielen Lebensgemeinschaften aus Tier- und Pflanzenarten ein. Und gerade Nutzungsinteressen haben die Urdenbacher Kämpe während des Naziregimes als eine der letzten uneingedeichten Rheinauen bewahrt. Schon seit Hitlers Machtübernahme im Jahr 1933 wollten die zuständigen Behörden ältere Deichprojekte verwirklichen. Vordergründig ging es um Hochwasserschutz, doch wie zwischen den Zeilen zu lesen ist, suchte man eher ein öffentlichkeitswirksames Projekt zur Arbeitsbeschaffung.
Dem stellten sich mit Freiherrn von Diergardt und dem Grafen von Nesselrode zwei Grundbesitzer der Urdenbacher Kämpe entgegen. In zunehmend schärfer abgefassten Briefen erklärten sie, dass eben die wiederkehrenden Hochwasser die Äcker und Wiesen der Kämpe fruchtbar hielten. Dass ein Deich den Rhein zwischen Zons und Baumberg gefährlich einengen würde. Dass dieses Projekt keinen Nutzen, sondern nur Schaden und Kosten bringen würde. Nun sind sachliche Argumente nicht immer gerne gehört und die Betreiber des Deichbaus beharrten auf der Durchführung. So verlegte sich Graf Nesselrode auf eine Verzögerungstaktik. Nach einem letzten Streit im Jahr 1934 versuchte der Landrat erst zwei Jahre später wieder einen Anlauf, indem er den Grafen zu einem Gespräch einlud. Die gräfliche Verwaltung brauchte zwei Monate, um den armen Landrat davon in Kenntnis zu setzen, dass der Herr Graf verreist sei und erst nach dem Ablauf eines weiteren Monats zurückerwartet würde. Dieses Tempo dürfte die weiteren Verhandlungen bestimmt haben. 1938 wurde das Deichprojekt schließlich aufgegeben – wohl, weil schon mit den Kriegsvorbereitungen begonnen worden war.
Der jüdische Friedhof
Auf der Erlebnisroute "R(h)ein und Raus" kommen Sie an einem jüdischen Friedhof vorbei.
Dieser kleine Friedhof auf dem Flurstück "Schlickumsfeld" diente der jüdischen Gemeinde Benrath & Urdenbach als Begräbnisplatz von 1793 (Grab des Simon Calmer, links oben. Stein: Sandstein) bis 1923 (Grab des Jonas Heumann alias Joëlben-Schmuël, rechts oben. Stein: polierter Sparkassit). Es lassen sich 19 Steine nachweisen. Viele Steine weisen starke Beschädigungen aus der Zeit nach 1933 auf. Die blinden Steine trugen ursprünglich einzementierte Marmorplatten mit deutscher und hebräischer Beschriftung. Diese Marmorplatten wurden fast alle nach 1933 zerschlagen. Im Krieg und noch danach diente der Friedhof im Winter als Rodel-Hügel.
Zur Örtlichkeit: Der heute eingezäunte Friedhof wurde vor 1793 auf einer verschlammten Fläche unterhalb einer Quelle, die aus dem Prallhang kam, eingerichtet durch eine mehrere Meter starke Aufschüttung. Oft, wie auch hier, wies man den jüdischen Gemeinden seit dem Hochmittelalter wirtschaftlich nicht nutzbare Flurstücke zu, weil jüdische Friedhöfe nach mosaischer Tradition unbegrenzten Bestandsschutz haben. Grabpflege mit Blumenschmuck ist in dieser Tradition nicht üblich. Besucher legen manchmal Steinchen auf die Grabsteine als Zeichen des Gedenkens.
Ernte-Traditionen
Das jährliche Erntedankfest in Urdenbach lässt alte bäuerliche Traditionen aufleben. Ein ländlich gestalteter Festzug zieht durch die Straßen. Und die Urdenbacher messen sich beim "Schürreskarrenrennen" im Schieben voll beladener Holzschubkarren.
Eine jüngere Tradition haben die Ernteaktionen der Biologischen Station in der Urdenbacher Kämpe mit vielen freiwilligen Helfern. Das Obst wird von den Bäumen geschüttelt, aufgesammelt und anschließend zu Saft und Obstbrand verarbeitet. Mit dem Erlös werden neue Obstbäume nachgepflanzt.